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ALICE-SALOMON-PLATZ - MULTILAYERED TRANSITION

2. Preis I 2024 I Offener landschaftsarchitektonischer Ideenwettbewerb gemäß RPW 2013

MULTILAYERED TRANSITION: Der Entwurf hat zum Ziel, die infrastrukturellen Stärken und städtebauliche Prägnanz des Ortes zu respektieren und gleichzeitig den Alice-Salomon-Platz zu einem ökologischen, biodiversen und klimaresilienten Stadtraum zu transformieren, der für Mensch und Tier gleichermaßen nutzbar ist. Um den stark versiegelten Platz tatsächlich zu einer klimawirksamen Stadtnatur entwickeln zu können, werden die befestigten Flächen auf ein Mindestmaß reduziert und die Vegetationsflächen so maximiert, dass möglichst optimale Bedingungen für die Entwicklung einer „URBAN WILDERNESS“ geschaffen werden, die sich aus stadtklimafesten Großgehölzen, bienenfreundlichen Strauchschichten und artenreichen Stauden- und Wiesenstrukturen zusammensetzt. Die Natur erobert sich den Stadtraum zurück, sprengt das Großstadtpflaster und wächst zu einer diversen Stadtnatur heran, in der sich vielfältige neue Lebensräumen für Pflanzen und Tiere entwickeln können. Am Alice-Salomon Platz entsteht ein neuer Transfer- und Aufenthaltsraum für MULTILAYERED TRANSITION; mit Rast- und Nistplätzen für Vögel in den Baumkronen, Nahrungs- und Lebensräumen für Insekten in Blühsträuchern und Wiesen sowie Transfer- , Aufenthalts- und Kommunikationsräumen für die Stadtgesellschaft auf dem Großstadtparkett.

 

URBAN FRAME: Der „URBAN FRAME“ zeichnet die Platzkante des Bestandes nach und schafft vis-á-vis der öffentlichen Gebäudenutzungen einen multifunktional nutzbaren, schattigen Aufenthalts- und Kommunikationsraum. Dadurch ergeben sich funktionale Synergien zu den Sockelzonen, welche die Vor- und Eingangszonen der Hochschule, des Rathauses, der Cafénutzung und des Einzelhandels beleben und die soziale Interaktion fördern. Gleichzeitig bildet dieser robuste Rahmen eine räumliche und funktionale Grenze für die intensiven Nutzungen und schützt die „URBAN WILDERNESS“ vor anthropogenem Nutzungsdruck. Darüber hinaus verknüpft der URBAN FRAME den Alice-Salomon-Platz mit der städtebaulichen Umgebung und vernetzt ihn durch mobiles Grün mit dem Liberty Park, dem Kokoschka-Platz und dem Regine Hildebrandt Park zu einer Grünstruktur.  Ein robustes Cortenstahlband fasst den URBAN FRAME baulich, entwickelt sich zu kommunikativen Sitznischen, artenreich bepflanzten Hochbeeten und Parktaschen für Fahrräder und verbindet beide Platzseiten optisch miteinander. Kleinkronige Blutpflaumen krönen den Rahmen mit ihrem Blütenreichtum und Blattschmuck, zeichnen die Hauptwege nach, bieten Orientierung und spenden Schatten und Nektar.

 

THE SQUARE: Für das soziale Miteinander braucht es ein robustes Parkett, auf dem Feste gefeiert, Märkte bespielt und Treffen organisiert werden können. Die vorhandenen Granitsteinplatten sind dafür bestens geeignet und werden dafür aufbereitet, geschnitten und in ungebundener Bauweise mit breiter Fuge, als wasserdurchlässige Belagsfläche neu verlegt. In besonders stark frequentierten Bereichen wird ein schmales Fugenmaß gewählt, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten. Der URBANE RAHMEN wird mit dem bestehenden, oberflächlich gesägtem Granitsteinpflaster befestigt. In direkter Näher zur neuen Bushaltestelle Hellersdorfer Straße bietet die GREEN STAGE am „Square“ einen geschützten Treffpunkt und die nötige Infrastruktur für die Bühnentechnik für Veranstaltungen.

 

THE BIRD SCHOOL: Auf dem Vorplatz der Alice-Salomon-Hochschule werden die bestehenden Gleditschien zu einem Baumhain ergänzt, der einen schattigen Vorplatz mit kleinteiligen Nutzungsräumen schafft. Große Holzdecks unterm Baumbestand markieren den Eingang der Hochschule und werden zum beliebten Treffpunkt und Arbeitsplatz im Freien. Ein Stangenwald mit Nistkästen und Sitzstangen für unterschiedliche Vogelarten sorgt für zwitschernde Vogelkonzerte bevor die Kronen der Neupflanzungen für den Nestbau geeignet sind. Die Jelbi-Station wird in Eingangsnähe der Hochschule fest installiert und mit einem Infoboard räumlich gefasst, an dem die „Breaking News“ angebracht werden können.

 

CLOUD FOREST: Der Cloud-Forest vereint nachhaltiges Regenwassermanagement und Pflanzenbewässerung zu einem Kreislauf, den man am Alice-Salomon-Platz beobachten und erleben kann. Das Oberflächenwasser wird im nordöstlichen Bereich des Platzes in einer Muldenrigole gesammelt und über Nebeldüsen den Pflanzen zugeführt. Gehölze und Stauden mit einer hohen Standortamplitude von frisch-feucht bis trocken, wie die Gold-Erle, die Sumpf-Eiche, die Korb-Weide und Sal-Weide sind hier in guter, artenreicher Gesellschaft. 

 

URBAN WILDERNESS: Auch in der größten zusammenhängende Vegetationsfläche, wird das Regenwasser gesammelt und in einer Muldenrigole gespeichert, welche für die Bewässerung der dort entstehenden urbanen Wildnis genutzt wird. Damit sich der Stadtdschungel trotz widriger Bedingungen schnell zu einem dichten artenreichen und schattenspenden Grün entwickeln kann, ist der Boden nach der Entsiegelung mit einem Skelettboden nach dem Stockholmer Modell zu unterbauen und zu verbessern, so dass die Durchlässigkeit und Durchlüftung gewährleistet und die Bewässerung durch Rigolen und Dränagen ermöglicht wird. Die Baumschicht wird aus stadtklimafesten Arten wie Winterlinde, Blumenesche, Feldahorn, Dreispitzahorn und Hopfenbuche gebildet und mit Bienennährgehölzen wie Hundsrose, Kartoffelrose und Schmetterlingsflieder unterpflanzt. In der Fläche werden artenreiche und insektenfreundliche, mehrjährige Wiesen angesät und gerüstbildende, trockenheitsresistente Präriestauden angepflanzt, die im Herbst zurückgeschnitten werden und geringe Pflegekosten erwarten lassen. In den Übergangsbereichen zwischen Vegetations- und Pflasterflächen bilden trittverträgliche Bodendecker wie Sand-Thymian, Teppichverbene, Zwergfiederpolster, Stermoos und Scheinkamille insektenfreundliche Matten.

 

DEEP BEDS – Die Tiefbeete: Straßenbegleitend werden Tiefbeete angelegt, die den Straßenraum und die Fußwege räumlich und optisch voneinander trennen, das Regenwasser sammeln, speichern und mit Pflanzen der Präriegesellschaften bepflanzt werden, die an wechselnde Standortbedingungen angepasst sind und mit ihrem Blütenreichtum nicht nur Nahrung für Insekten, sondern auch ein Blickfang fürs Auge sind.

 

ANIMAL AIDED DESIGN: Das noch intakte Betonsteinpflaster zwischen dem Urbanen Rahmen und den Gebäuden wird belassen und wo nötig ausgebessert. An einigen Übergängen und den Platzbereichen südlich der Hellersdorfer Straße wird durch die Entsiegelung Betonpflaster und Granitpflaster anfallen. Das Material wird gebrochen, geschreddert und neben den Gleisbereichen als Habitat-Struktur für Eidechsen und andere Kleintiere eingebracht. Im Sinne des Arten- und Biotopschutzes erfährt das alte Material so eine Aufwertung, die neue Lebensräume schafft.

 

CLIMATE TREES: Insgesamt werden auf dem Alice-Salomon-Platz und den angrenzenden Straßenräumen 80 stadtklimaresistente Bäume gepflanzt, die zu neuen Lebensräumen heranwachsen, schattige Aufenthaltsräume bieten und zur CO2-Bindung, Temperaturregulierung und Feinstofffilterung des Stadtklimas beitragen. In Berlin Hellersdorf entsteht  ein robuster, klimaresilienter und multifunktionaler Stadtraum, der die vorhandene Infrastruktur mit einer Grünen Infrastruktur ergänzt und neue Aufenthalts- und Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen schafft.

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